Intuitive Einschätzung von Kommunikationstypen nach Farben
Die Wirkung von Farben in der Natur
Die starke Wirkung, die von Farben ausgeht, erleben wir am besten in der Natur. Dort werden Farben mit allen Sinnen erlebbar. Das warme Gelb der Sonne, das kühle Blau eines Sees, das beruhigende Grün des Waldes, das lebendige Rot einer Mohnblume, das undurchsichtige Grau des Nebels oder das unheimliche Schwarz verbrannter Erde oder eines sternenlosen Nachthimmels.
Farben in der Natur wirken und prägen uns. So empfinden wir fast alle, wenn wir eine reine Farbfläche betrachten, gelb als warm und blau als kühl. grün als freundlich und schwarz als abweisend, grau als zurückhaltend und rot als dominant.
Farben und Persönlichkeit
Wenn wir uns die Wirkung der Farben bewusst machen und sie mit der Wirkung von Menschen vergleichen, liegt die Einteilung von Menschen nach Farbtönen auf der Hand. Wer kennt sie nicht, GELB – die positive sonnige Optimistin, BLAU – den sachlich-kühlen, faktenorientierten Realisten, GRÜN – die ruhige und freundliche Zuhörerin, ROT – den dominanten Patriarchen, GRAU – die unauffällige, zurückhaltende graue Maus oder SCHWARZ – den kritischen Bedenkenträger, den Schwarzseher.
Einteilung von Menschen in Farbtypen
Die Einteilung von Menschen nach Farben geht auf das DISG- (englisch DISC) Modell zurück. William Moultons Typologie beschreibt vier Grundeigenschaften: Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit. Es gibt mehrere Varianten, z.B. das Persönlichkeitsmodell von Persolog oder Insights MDI. Beide bieten umfangreiche Testungen an. Wissenschaftliche Gütekriterien erfüllt jedoch keines der Testverfahren.
Ich habe das Modell in meiner Arbeit mit der Porsche Consulting kennen gelernt. Anfangs war ich skeptisch. Menschen auf der Basis eines Tests nach Farben einzuteilen, fühlte sich für mich nach dogmatischem Schubladendenken an. Wie hilfreich diese Einschätzung jedoch sein kann, wurde mir in einem meiner Seminare bewusst. Ich war gerade mitten in meinem Element, als gelb-roter Typ in höchstem Maße selbst von der Übung begeistert, die ich gerade erklärte, als einer der Teilnehmer sein Skript hochhielt und sagte: „Frau Willikonsky, die Schrift im Skript ist bei dieser Übung eine andere als im Absatz darunter. Ich stockte und sah ihn mit großen Augen an. Meine positive Energie war auf einen Schlag erloschen. Unzählige negative Gedanken schwirrten durch meinen Kopf. Wieso sagt der das? Das ist doch jetzt egal. Mein Skript ist schlecht. Ich bin unprofessionell. Er nervt. Er stört meinen Unterricht…
Ich muss dabei sehr verdutzt ausgesehen haben. In diesem Moment begann nämlich ein anderer Teilnehmer zu lachen: „Frau Willikonsky, machen Sie sich keinen Kopf, das ist ein Blauer.“ Ich spürte, wie mit einem Schlag alle meine negativen Gedanken verschwanden. Ein Blauer. Wie wunderbar! Ich lachte mit und sagte: „Ui, danke! Können Sie das Skript bitte nachher genau durchschauen, dann kann ich es im Nachgang optimieren.“ Er erwiderte: „Ja, sehr gerne“, und das Seminar ging fröhlich weiter.
Von diesem Tag an änderte sich meine Haltung. Ich entdeckte, wie viel Spaß die Einschätzung nach Farbtypen macht und wie hilfreich sie im Alltag ist. Ich begann, die Farben in meinen Seminaren zur Einschätzung der Teilnehmer*innen zu nutzen und so bewusst Inhalte auf die jeweiligen Bedürfnisse abzustimmen. Ich merkte, wie wunderbar das funktioniert. Seither hatte ich nie wieder „schwierige“ Seminarteilnehmer*innen.
Die Entstehung der Talkers
Mit der Zeit ergaben sich durch das praktische Tun für mich neben den vier Grundtypen Gelb, Blau, Grün und Rot zwei weitere Typen, die graue Maus und der schwarze Kritiker. So entstanden letztlich die TALKERS®, ganz aus der Beobachtung in der Praxis heraus, ohne theoretischen Hintergrund und ohne wissenschaftliche Studien. Mittlerweile habe ich mich auf Einladung der Porsche AG hin in die theoretischen Grundlagen von Persolog eingearbeitet. Ich bin dabei zu der Erkenntnis gekommen, dass die intuitive Einschätzung meinem persönlichen Menschenbild und meiner Herangehensweise stärker entspricht.
Zudem berichten mir Menschen, die die Tests durchlaufen haben, dass die Einschätzung oft nicht der eigenen entspricht, weil sie sich für bunter halten. Tatsächlich ist das auch meine Erfahrung. Wir tragen alle Farben in uns oder sind in der Lage, uns Farben bewusst anzueignen.
Intuitive Einschätzung von Kommunikationstypen mithilfe der Talkers
Zur Nutzung der TALKERS® braucht man keinen Test. Die Einschätzung erfolgt rein intuitiv und situativ, und gerade das ist wunderbar. Wir erkennen die Farbtypen an der Körpersprache, an der Stimme, an der Wortwahl und an den Gesprächsthemen. Bereits nach dem ersten „Hallo“ habe ich eine erste Idee, welchen Typen ich da gerade vor mir habe. So wird mir ein Gelber mit strahlendem Gesicht sofort von seinem Wochenende erzählen, eine Blaue mich mit klarer Stimme nach der Agenda fragen, ein Grüner sich freundlich erkundigen, wohin er sich setzen darf, eine Rote mir kraftvoll die Hand schütteln und erklären, dass sie zwischendurch kurz telefonieren muss, ein Schwarzer mich mit kritischem Blick auf etwas hinweisen, das ihm nicht passt, und einen Grauen werde ich erst bemerken, wenn er in der Vorstellungsrunde mit leiser Stimme kurz zunächst nicht viel mehr als seinen Namen sagt.
Die Talkers zur Vorbereitung von Reden und Gesprächen
Bei der Vorbereitung von Reden achten wir darauf, dass alle Farben in der Rede enthalten sind: GELB – ein positiver Ausblick, BLAU – belegbare Zahlen, Daten und Fakten. GRÜN – konsensorientierte Inhalte und Unterstreichung des WIR-Gefühls. ROT – klare Ziele und Forderungen, GRAU – reflektiere Beobachtungen und SCHWARZ – die krischen Punkte, in denen man auch mal den Finger in die Wunde legt. Im Rhetoriktraining zur Einschätzung der Gesprächspartner*innen und der sich daraus ergebenden zielführenden Argumentation.
Die Talkers als Tool in der Persönlichkeitscoaching
Mittlerweile nutze ich de TALKERS® nicht mehr nur zur Einschätzung meiner Seminarteilnehmer*innen, sondern sehr vielfältig. Im Persönlichkeitscoaching zur Unterstreichung der individuellen Stärken und zur Herausarbeitung eines typengerechten Führungsstils. Im Stimmtraining zur Arbeit an einer lebendigen und variantenreichen Stimme.
Für die Selbsteinschätzung im Training habe ich einen farblosen Talker, den man selbst bunt anmalen kann. Daraus ergeben sich immer sehr spannende Beschreibungen. Hier ein paar Beispiele: Meine Schuhe habe ich blau gemalt, da ich meine Aussagen gerne auf Fakten stütze. Ich habe den oberen Teil meines Pullis grün gemalt, weil es mir immer wichtig ist, alle mit im Boot zu haben. Ich habe mir einen gelben Hut gemalt, da ich positiver wirken möchte. Ich habe meine Hände rot gemalt, da ich eine Anpackerin bin etc.
Ich nutze die TALKERS® auch für mein eigenen persönliche Weiterentwicklung. Ich weiß, dass ich mich auf bestimmte Farben gut verlassen kann, andere sind für mich eine stetige Herausforderung. Ich gebe nicht auf, meine Fähigkeiten darin zu erweitern. Denn ein weiterer schöner Aspekt der Arbeit mit den Farbtypen ist, dass wir darauf eingehen und unsere Organisation und Kommunikation optimieren können.
So werden wir, falls unser Blauanteil nicht ausgeprägt ist, mehr Zeit für Vorbereitung und Dokumentation einplanen, oder wenn wir einen stark ausgeprägten Blauanteil haben, uns bewusst Zeit für Smalltalk und Fragen nehmen. Wir können bei viel Rot uns bewusst in Zurückhaltung üben und darauf achten, Gesprächspartner*innen nicht zu unterbrechen, oder bei geringem Rotanteil unsere Ziele im Vorfeld aufschreiben und dann auch anbringen etc.
Fazit
Die TALKERS® sind ein praxistaugliches Werkzeug, das ohne Testung oder Anleitung intuitiv eingesetzt werden kann. Ich sehe die einzelnen Farbtypen wie unterschiedliche Sprachen. Wir haben Sprachen, die wir gut beherrschen, und andere, die wir schwer verstehen, Unser Ziel könnte sein, alle Sprachen zu verstehen und uns zu bemühen, sie zu sprechen, wenn wir von Menschen verstanden werden möchten, die anders sind als wir. So führen die TALKERS® zum Gegenteil von Schubladendenken. Mit ihrer Hilfe kann es uns auf wundervolle Weise gelingen, Leichtigkeit in unser Miteinander zu bringen, offener zu sein und unsere persönlichen Kommunikationsziele schneller und nachhaltiger zu erreichen.
Videokurs und Workbook
Videolektionen, Hintergrundinfos und Arbeitsblätter