Corona hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen

Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal Existenzängste haben könnte. Ich war mir immer bewusst darüber, dass nichts sicher ist und dass man ein Unternehmen deshalb auf unterschiedliche Säulen stützen muss.  Das habe ich getan und daher fühlte ich mich sehr sicher. 

Ich werde nie diesen Montagmorgen vergessen, es war der 16.März 2020. Ich saß fassungslos an meinem Rechner und musste mit ansehen, wie innerhalb von wenigen Stunden mein bunter proppenvoller Kalender Schritt für Schritt komplett weiß wurde. Das war so krass. Termin gelöscht, Termin gelöscht, Termin gelöscht…. Bis kein Termin mehr drin war. Leer. Komplett leer.

Nicht nur mein Plan leerte sich in diesem Tempo. Meinen Mitarbeiterinnen ging es genau so. Das Ergebnis schien so klar: Keine Chance. Das kann auch mit dem besten Willen und mit dem tollsten Team nicht funktionieren. 

Corona hat mein Wesen verändert

Ich hatte Existenzangst und fühlte mich ohnmächtig. Mein sonst wirklich sonniges Gemüt und mein Optimismus wandelte sich in höchsten Frust. Plötzlich konnte ich positive Menschen kaum ertragen. Posts auf Facebook in denen Menschen davon schwärmten, wie gut die Entschleunigung tut oder welch wundervolle Veränderungen sich aus dieser neuen Situation ergeben werden, machten mich wütend. Ich empfand sie als zynisch. Sätze wie „Auf Corona folgt die Resilienz“ klangen für mich wie Hohn. Ich hatte einen anderen Satz im Kopf: „Auf Corona folgt die Insolvenz“.   

 Ich war traurig, weil mir meine Arbeit mir fehlte, meine Freunde und all die schönen Dinge, wie ein Konzertbesuch oder auch einfach nur einen Kaffee in der Marktstraße zu trinken und dort eine Pläuschchen zu halten.

 

Und dazu ständig die Bilder in den Medien und die mir ausweichenden, vermummten Menschen, die vor allem eins schüren: Angst!

Corona zwingt zur digitalen Transformation

Wenn wirklich alles am Boden liegt und es einem nicht gelingt etwas festzuhalten, gibt es nur einen Ausweg: etwas Neues aufzubauen. Ich habe ein Video gedreht, in eine Praxisinhabergruppe gestellt und damit die Onlinearbeit in der Therapie angestoßen. Zunächst erhielt ich dafür viel Gegenwind von den Kollegen, dann aber Unterstützung vom Berufsverband. So konnte letztlich erreicht werden, dass die Krankenkassen nun auch (zumindest vorübergehend) Video-Behandlungen bezahlen. Unser Team ist großartig und mutig. Wir haben technisch aufgerüstet und die überwiegend kamerascheuen Logopädinnen und Ergotherapeutinnen springen über ihren Schatten und trauen sich online zu therapieren. Meine Tochter Patricia und ich erstellen auf Hochtouren Inhalte, die sich für die Onlinearbeit eigenen. Und es klappt. Die Pläne füllen sich langsam wieder und ich sehe Licht am Ende des Tunnels. Ich weiß von meinen Klienten, die zum Teil sehr große Unternehmen leiten, wie lange solche Transfornationsprozesse normalerweise dauern. Ganz langsam Schritt für Schritt mit vielen Fortbildungen und lange Verhandlungen plant man dafür 2-3 Jahre ein. Wir machen das Ganze nun innerhalb von wenigen Tagen. Das ist so krass. Die technischen Hürden sind für uns alle sehr anstrengend. Manche Patienten sind noch nicht einmal in der Lage, sich in ein System einzuloggen, dauernd stürzen die Programme ab und das deutsche Internet ist eine Katastrophe. Aber am Ende klappt es dann doch immer und die meisten Patienten finden es toll.  Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels.

Digital kommunizieren mach (auch) Spaß

Digitale Kommunikation ist nicht unempathisch und nicht unpersönlich. Teamsitzungen und Freunde treffen über Zoom, das ist anders, aber man kann auch hier gemeinsam lachen und gemeinsam Pläne schmieden.

Digitalisierung als Chance

Ich wünsche mir sehr, dass es vielen von Corona stark gebeutelten Unternehmerinnen und Unternehmern gelingt, ihr Business durch eine digitale Transformation durch die Corona-Krise zu retten. Im Bereich der Therapie schien das absolut unmöglich und es geht (zumindest in Teilbereichen) nun trotzdem. Packt euren gesamten Mut zusammen und startet einfach los. Es muss nicht perfekt sein, im Gegenteil. Authentizität ist immer besser als Perfektion.
 

Und nun?

Ich weiß noch nicht, ob wir die technischen Hürden nehmen können und auch noch nicht, ob sich genug Patienten und Klienten auf die Online-Arbeit einlassen können um eine längere Zeit zu überstehen. Daher hoffe ich, dass sich die Situation bald wieder normalisiert und ich hoffe sehr, dass die Kontaktsperre den Nutzen bringt, den sie bringen soll. nämlich Gesundheit. Die ist ja wirklich das Wichtigste.

Ich kann sie Sonne wieder sehen und bin bereit ihr entlegenen zu gehen.  Ich hoffe ihr auch!

Alles Liebe

Ariane