Warum die Merkel-Raute genial ist

Die Hände über den zweiten Jackenknopf oberhalb des Bauchnabels zusammengeführt, die Fingerspitzen der linken und rechten Hand berühren sich, die Zeigefinger weisen schräg nach unten – die Merkel-Raute ist eine der bekanntesten Handgesten der Welt. Vertreter der internationalen Presse haben sie auch als die Raute der Macht bezeichnet.

Um diese Geste herum haben sich wilde Geschichten gebildet. Die Erklärung der Kanzlerin ist eher banal. Sie sagt: „Wenn ich die Hände vorne zusammenführe, erinnert mich das daran, einen geraden Rücken zu machen.“ Zudem sagte sie, sie hätte nicht gewusst wohin mit den Händen und dann hätte sie sich diese Geste selbst ausgedacht, um ihre Hände aufzuräumen. 

Die Merkel-Raute unterstützt eine aufrechte Haltung

Sobald wir die Hände zur Merkel-Raute zusammenführen, heben sich die Oberarme leicht vom Oberkörper weg und der Brustkorb öffnet sich. Wir werden gerader. Die Hände rücken in den aktiven Bereich der Gestik. Daher ist diese Geste auch eine ideale Startgeste für Reden oder Präsentationen. Für gestellte Fotos ist sie allerdings eher ungeeignet, denn diese Geste verwendet man nur zum Sprechen und nicht beim statischen Stehen.

Die Merkel-Raute fördert die Konzentration

Das aktive Fingertippen der beiden Hände aneinander wird im Yoga „Mudra“ beschreiben. Das aktive Berühren der Fingerspitzen erhöht demnach die Aufmerksamkeit.

Wenn wir nachdenken, tippen wir uns häufig instinktiv mit den Fingerspitzen an die Schläfe, wenn wir nervös sind, tippen wir auf den Tisch. Die kleine Bewegung baut Stress ab und ordnet unsere Gedanken. 

Fingertippen

Die Merkel-Raute inspiriert 

Wenn man im Netz nach „Merkel-Raute“ sucht, findet man gigantische Geschichten. Das britische Magazin THE  ECONOMIST  interpretiere die Merkel-Raute in Anspielung an Herr der Ringe als Symbol für den magischen Ring, der seinem Besitzer gefährliche Macht verleiht. Das Schweizer Magazin Seite3.ch (inzwischen vom Netz genommen) mutmaßte, dass die Merkel-Raute eine okkulte Geste sei und es sich um ein Zeichen der Freimaurer handle. Die Freimaurer selbst bezeichneten dies auf ihrer Homepage als „Schweizer Käse“ . Wieder andere sehen in der Geste keine Raute, sondern ein Dreieck und somit ein Symbol für Weiblichkeit und Mütterlichkeit, was ja auch ganz gut zum Spitznamen Mutti passt. Ich persönlich glaube eher an die oben genannten pragmatischen Gründe der Geste. Dennoch ist es verständlich, dass eine sich so häufig wiederholende Geste einer so berühmten Persönlichkeit wie Angela Merkel zu Spekulationen führt.  

 

Die Merkel-Raute hat Symbolkraft

Diese starke Symbolkraft hat sich die CDU im Wahlkampf 2013 auch zu Nutze gemacht. Ein 70 × 20 m großes Plakat wurde neben dem Berliner Hauptbahnhof aufgehängt. Darauf ein Bild, das die Hände der Kanzlerin zeigt, zusammengesetzt aus 2150 einzelnen Fotos. Daraus entwickelte sich eine heftige, kontroverse Debatte. Letztlich hat sich die Kanzlerin damit aber ein wunderbares Erkennungsmerkmal geschaffen. Die Merkel-Raute gibt es mittlerweile sogar als Icon, und jeder, der eine vergleichbare Geste macht, wird von seinen Gesprächspartnern unweigerlich mit Angela Merkel in Verbindung gebracht. 

 

Aufrichtung, Konzentration, Inspiration, Startgeste und Symbolkraft – die Merkel-Raute ist eine Geste, die viel kann. Ein guter Grund also, diese ab und zu einmal einfließen zu lassen. Ich empfehle meinen Klienten eine leicht abgewandelte Form, entscheidend ist die Höhe und dass die Finger nicht verhakt sind.

Veranstaltungstipp

Seminar Körpersprache 

Körpersprache richtig deuten und bewusst einsetzen

Dozenten:

Jonathan Gottwald und Ariane Willikonsky